Lalo Schifrin
Lalo Schifrin ist ein wahrer Renaissance-Künstler. Ob als Pianist, Komponist oder Dirigent, er ist gleichermaßen gefragt als Dirigent eines Symphonie Orchesters, als Performer auf internationalen Jazzfestivals, als Komponist neuer Film und Fernseh-Soundtracks oder als Arrangeur für Placido Domingo oder die Londoner Philharmoniker übernimmt.Als junger Mann erhielt Lalo Schifrin in seiner Geburtsstadt Buenos Aires eine klassische Ausbildung von Juan Calos Paz, Enrique Barenboim, Mariano Drago und seinem Vater Luis Schifrin, ein Mitbegründer des Philharmonischen Orchesters in Buenos Aires und für 35 Jahre Konzertmeister des Teatro Colon.
Während des Studiums in Paris zu Beginn der fünfziger Jahre führte er ein Doppelleben. Den Jazz-Musikern, mit denen zusammen er die Samstagabende in den verrauchten Jazzclubs verbrachte, verschwieg er, daß er am frühen Sonntagmorgen den Orgelklängen seines Lehrers, dem Komponisten Olivier Messiaen, in der Messe der Dreifaltigkeitskirche lauschen würde. Gleichermaßen wußte Messiaen, dessen Klassik-Vorlesungen am Konservatorium Schifrin besuchte, nichts von den nächtlichen Jazzkonzerten.
Als Schifrin Mitte der fünfziger Jahre nach Buenos Aires zurückkehrte, formierte er seine eigene Bigband. Während einer ihrer Aufführungen hörte Dizzy Gillespie Schifrin und bat ihn, Pianist und Arrangeur der Gillespie-Band zu werden. Die Zusammenarbeit zwischen von Schifrin und Gillespie dauerte von 1958 bis 1962. In dieser Zeit komponierte und arrangierte er viele Meisterwerke für den einzigartigen Trompeter und Bandleader, u. a. die "Gillespiana"-Suite, die bereits im Jahr ihrer Erscheinung mehr als eine Million Tonträger verkaufte.
In der Zwischenzeit erhielt Schifrin immer mehr Kompositionsaufträge aus Hollywood, daher verlegte er seinen Tätigkeitsbereich an die Westküste nach Los Angeles. Er wurde einer der meistbeschäftigsten und gehörten Filmmusik-Komponisten der 70er Jahre. Aus seiner Feder stammen mehr als 100 Musiken für Film und Fernsehen, besonders populär diejenigen für "Mission: Impossible" (Deutsch:"Kobra übernehmen Sie"), "Mannix", "The Fox", "Bullit" und "Dirty Harry".
Seit Beginn der 80er Jahre hat Schifrin seinen Stempel auch der klassischen Musik aufgedrückt. Er dirigierte die bekanntesten Orchester der Welt, u.a. die Philharmonie Orchester von Los Angeles, Israel, Mexico, London, Mexico City, sowie die Symphonie Orchester von London, Houston, Atlanta, Indianapolis und Argentinien.
Einige der herausragendsten Ereignisse unter der Leitung von Schifrin waren:
Am 4. Juli 1986 dirigierte er das Glendale Symphony Orchestra vor 17.000 Menschen in der Hollywood Bowl, Los Angeles. Das von ihm eigens zu diesem Anlass (100 jähriges Jubiläum der Freiheitsstatue) komponierte "Salute to the Statue of Liberty" wurde mit Standing Ovations gefeiert.
1987 komponierte Schifrin die Ouvertüre für die Pan American Games, die er mit dem Indianapolis Symphony Orchestra in Toronto uraufführte.
Im selben Jahr wurde Schifrin zum musikalischen Direktor des Paris Philharmonic Orchestra ernannt. Das Antrittskonzert fand am 26. Januar 1988 im Théatre des Champs Elysees statt und im selben Jahr wurde bereits der erste Tonträger veröffentlicht. Schifrin war fünf Jahre lang musikalischer Direktor dieses Orchesters.
Von 1989 bis 1995 war Lalo Schifrin zudem musikalischer Direktor des Glendale Symphony Orchestra. Ein Highlight seiner dortigen Zeit war die Zusammenarbeit mit "Doc" Severinsen für die Weltpremiere von "Impressiones".
Im Herbst 1989 folgte eine weitere Uraufführung, die in die Analen der Klassikgeschichte eingehen sollte. Am Fuße der Pyramiden von Teotihuacan in Mexico dirigierte Schifrin seine Komposition "Cantos Aztecas" für Chor, Solostimmen und Orchester mit Placido Domingo als Solo-Tenor. Das Konzert wurde weltweit im Fernsehen übertragen und auf CD und Video veröffentlicht.
Anfang 1990 arrangierte Lalo Schifrin die Musik für das große Finale des Festaktes zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien. Am 7. Juli 1990, dem Vorabend des Endspiels, wurde dies in Caracalla, Italien mit Zubin Mehta als Dirigent der Orchester der Opern Rom und Florenz und den drei Startenören Luciano Pavarotti, Placido Domingo und José Carreras aufgeführt. Die Tonträger und das Video dieses Ereignisses wurden zu den meistverkauften Artikeln der Klassischen Musikgeschichte. Schifrin wurde auch für die Fortsetzung dieses Erfolges verpflichtet. Wieder standen Pavarotti, Carreras und Domingo unter der Leitung von Zubin Metha auf der Bühne, diesmal allerdings im Dodgers Stadium in Los Angeles am Vorabend des Endspiels der Fußball WM 1994. In der Pressekonferenz zu diesem herausragenden Klassikereignis wies Zubin Mehta ausdrücklich darauf hin, daß dieses Projekt ohne Lalo Schifrin nicht durchzuführen gewesen wäre. Auch 1998 wird dieses Gipfeltreffen bei der Fußball WM in Frankreich wiederholt und auch in diesem Jahr werden die Arrangements zum großen Finale aus der Feder von Lalo Schifrin stammen.
Von der Steinway Foundation erhielt Schifrin die Auftragsarbeit für sein "Piano Concerto No. 2", das 1992 vom National Symphony Orchestra unter der Leitung von Mstislav Postopovich in Washington, D.C. uraufgeführt wurde. Im gleichen Jahr produzierte, arrangierte und dirigierte Lalo Schifrin eine Aufnahme für Jose Carreras mit dem London Symphony Orchestra unter dem Titel "Friends for Life". Eine weitere CD-Aufnahme die große Beachtung fand spielte er mit dem Rochester Philharmonic Orchestra ein: "Romancing Hollywood" - eine Sammlung von oscarprämierten Filmthemen.
Seit 1993 arbeitet er intensiv an der Verschmelzung seiner beiden großen Leidenschaften, des Jazz und der Klassik. Unter dem Titel "Jazz Meets The Symphony" arrangierte er Suiten der Musik weltberühmter Jazzkomponisten für Symphonie Orchester und Jazzband. Mit dabei waren bekannte Jazzstars und -legenden wie Ray Brown, Grady Tate, Jon Faddis, Paquito D'Rivera und James Morrison. Als Orchester wählte er das London Philharmonic Orchestra. Der große internationale Erfolg dieser Aufnahme führte bereits 1994 zur Fortsetzung mit "More Jazz Meets The Symphony". Teil Drei der Serie "Firebird" ("Jazz Meets The Symphony No. 3") wurde im Sommer 1996 veröffentlicht. Insgesamt erhielt Schifrin drei Grammy-Nominierungen für dieses Programm.
Auch für zwei weitere Verkaufschlager zeichnet Schifrin verantwortlich. Für die beiden Aufnahmen von "Christmas in Vienna" - zum einen 1992 mit Diana Ross, Jose Carreras und Placido Domingo und zum anderen 1995 mit Jose Carreras, Natalie Cole und Placido Domingo - arrangierte und schrieb er die Musik.
1993 komponierte Schifrin die "Lili 'Uokalani Symphony" zu Ehren der letzten Monarchin von Hawaii Königin Lili 'Uokalani. Die Uraufführung erfolgte mit dem Honolulu Symphony Orchestra und die Aufnahme mit den Wiener Symphonikern wurde 1996 veröffentlicht.
Weitere Aufnahmen aus den neunziger Jahren unter der Leitung von Lalo Schifrin waren u.a. "Julia Migenes in Vienna" mit Julia Migenes und dem Orchester der Wiener Volksoper, "Te Deum" mit dem Kammerorchester Paris und Maurice Andre als Solist, "Der Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saens mit den Erzählern: Audrey Hepburn, Charlton Heston, James Earl Jones, Dudley Moore, Walter Matthau und Lynn Redgrave, ebenso wie eine Live-Aufnahme des Jubiläumskonzertes "100 Ans De Cinema" aus Marseilles zu Ehren der Brüder Lumiere unter Mitwirkung der Sängerinnen Dee Dee Bridgewater und Julia Migenes.
Aktuelle Film-Projekte sind für Lalo Schifrin die Scores zu den Filmen "Money Talks" - mit Charlie Sheen und Chris Tucker - "Something to Believe In", eine Produktion von Lord Lew Grade, und "Tango", der neue Film von Carlos Saura.
Neben seinen zahlreichen Kompositions- und Arrangementarbeiten ist Lalo Schifrin immer öfter auf Live-Tourneen mit Symphony Orchestern aus aller Welt zu hören. Neben Filmmusikkonzerten und klassischen Aufführungen, finden besonders seine Programme "Jazz Meets The Symphony" und der Big-Band-Klassiker "Gillespiana" die Gunst des Publikums.
Lalo Schifrin gewann vier Grammy Awards, einen Cable ACE Award und wurde sechsmal für den Oscar nominiert. 1988 bekam er den BMI Achievement Award. Von der israelischen Regierung wurde er für seinen "Beitrag zur Weltverständigung durch Musik" ausgezeichnet. Im selben Jahr erhielt er den "Walk of Fame"-Award von der Hollywood Chamber of Commerce - was ihn zu einem der wenigen Hollywood-Komponisten mit einem Stern auf dem "Walk Of Fame" macht - und im Juni 1989 einen Ehrendoktortitel der Schönen Künste von der Rhode Island School of Design. Im Rahmen des M.I.D.E.M.-Klassik Festivals in Cannes bekam er von Jaques Lang, Frankreichs Kulturminister, den "Chevalier de l'Ordre des Arts et Lettres"-Orden überreicht, die höchste Auszeichnung, die einem ausländischen Musiker in Frankreich verliehen werden kann.